Arme Kinder
Der beste Schutz gegen Kinderarmut ist die Erwerbstätigkeit zumindest eines Elternteils. Vorübergehende Einkommensarmut schadet Kindern nicht nachhaltig - sofern ihre Eltern nicht resignieren. Gegen die Neigung, sich in der Frustration einzurichten, sind aber mehr Anreize zur Arbeit nötig.
Von Uta Rasche
Vierzig Prozent der Kinder von Alleinerziehenden leben in dauerhafter Armut
11. Juli 2008
Armutsberichte werden derzeit mit geradezu inflationärer Häufigkeit veröffentlicht. Ende Juni billigte das Kabinett den Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung. Ende Mai hatte Arbeitsminister Scholz (SPD) die ersten Zahlen daraus vorgetragen; eine Woche später präsentierte Familienministerin von der Leyen (CDU) eigene Daten. Der Unicef-Bericht zur Lage von Kindern in Deutschland befasste sich mit den Auswirkungen von Armut. In der parlamentarischen Sommerpause wird das Finanzministerium noch den Existenzminimumbericht fertigstellen.
Die Daten, die Scholz und Frau von der Leyen vorlegten, klafften weit auseinander, ebenso beider Interpretationen: Scholz behauptete, jeder achte Deutsche sei arm, womit bewiesen sei, dass Deutschland den Mindestlohn brauche. Frau von der Leyen sagte, jedes sechste Kind sei arm. Da das Armutsrisiko in Familien mit drei und mehr Kindern stark ansteige, sei eine Staffelung des Kindergeldes zugunsten großer Familien nötig. Dies ist eines ihrer wichtigsten Ziele für die verbleibenden Monate der Legislaturperiode. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung, durchaus keine Lobbyorganisation für Hartz-IV-Empfänger, hält sogar jeden vierten Heranwachsenden für arm. Ist Armut in einem der wohlhabendsten Länder der Erde tatsächlich ein so drängendes Problem, wie es diese Berichte nahelegen?