Für einen Kleinkredit können die meisten Armen keine Sicherheiten bieten. Oft bleibt nur der Weg zu örtlichen Geldverleihern mit Wucherzinsen - ein Kreislauf aus Armut, Verschuldung und noch mehr Armut beginnt. So genannte Mikrokredite aus reichen Staaten sollen dies verhindern und den Menschen in Entwicklungsländern zur Selbstständigkeit verhelfen. Die Vereinten Nationen haben das Jahr 2005 zum "Internationalen Jahr der Mikrokredite" erklärt.
Hilfe zur Selbsthilfe
Mikrofinanzierung ermögliche den Menschen "Hilfe zur Selbsthilfe", sagt der Sprecher des UN-Informationszentrums in Bonn, Arne Molfenter. Auch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) will die Vergabe von Mikrokrediten an Menschen in Entwicklungsländern noch stärker fördern. Es beteiligt sich mit mehr als 100 Millionen Euro jährlich am Aufbau leistungsfähiger Finanzsektoren.
Zusammen mit dem BMZ unterstützen unter anderem die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), die Sparkassenstiftung für Internationale Kooperation und der Deutsche Genossenschafts- und Raiffeisenverband das Ziel, mit Mikrofinanzierung die Armut in der Welt zu reduzieren. Einer der führenden Akteure ist die KfW Entwicklungsbank. Sie fördert im Auftrag des BMZ den Aufbau von Finanzinstitutionen in 36 Ländern.
Gutes tun - und dabei verdienen
Kleinbanken in Südamerika, Asien und Afrika hat auch die 1998 gegründete Internationale Micro Investitionen AG (IMI) mit Sitz in Frankfurt aufgebaut. "Inzwischen gibt es Finanzinstitute in 19 Ländern", erläutert Geschäftsführer Claus-Peter Zeitinger. Das Eigenkapital der IMI betrage derzeit etwa 64 Millionen Euro. Anteilseigner ist unter anderem die KfW Bankengruppe.
Gutes tun und dabei Gewinn machen können Privatanleger bei Oikocredit. Die ökumenische Entwicklungsgenossenschaft ist eine der wenigen Institutionen, die über private Geldanlagen Mikrofinanzierung fördert. "In Deutschland gibt es in diesem Bereich nur wenige Angebote", sagt Silke Riedel vom Institut für Markt-Umwelt- Gesellschaft an der Universität Hannover, kurz Imug-Institut.
Zwei Prozent Rendite - und ein gutes Gewissen
Oikocredit, deren Hauptsitz in den Niederlanden ist, vergibt seit fast 30 Jahren über Partnerunternehmen weltweit Darlehen. So konnten sich Fischer in Nicaragua beispielsweise einen hochseetüchtigen Kutter kaufen und verdienen nun mit größeren Fängen mehr Geld. In Kenia wurde ein Projekt von Spinnerinnen und Weberinnen unterstützt. "Wir holen die frisch geschorene Wolle bei den Bauern ab, wir spinnen, färben mit Pflanzenfarben, stricken Pullover und weben Teppiche", berichtet die Direktorin des Projektes, Ann Warutere.
Oikocredit verfügt über ein Anteilskapital von rund 200 Millionen Euro, 80 Millionen davon aus Deutschland. Hier hat Oikocredit 11.000 Mitglieder, ist mit acht Förderkreisen präsent. "Schon mit 200 Euro kann ein Anleger einsteigen, sein Geld aber auch jederzeit zurückbekommen", sagt die Geschäftsführerin des Dachverbandes in Köln, Heidi Thiemann. Die Rendite sei zwar nicht hoch, liege aber konstant bei etwa zwei Prozent. "Oikocredit bietet eine gute Kombination aus Geldanlage und entwicklungspolitischem Impuls", sagt Antje Schneeweiß von Südwind, dem Institut für Ökonomie und Ökumene in Siegburg.
Keine Almosen
"Wir wollen die armen Menschen als Geschäftspartner ernst nehmen. Sie sollen nicht das Gefühl haben, Almosen zu bekommen", sagt Thiemann. Kredite werden vor allem an Frauen vergeben. "Sie sind oft die seriöseren Geschäftspartner", meint Thiemann. Zudem könne so die Position der Frauen gestärkt werden. Ein Mikrokredit kann bereits bei zehn Euro beginnen. Die Zinsen orientieren sich an den Konditionen der Banken vor Ort und betragen zwischen 6 und 15 Prozent. Für die Rückzahlung haben die Schuldner mehrere Jahre Zeit. "Etwa 90 Prozent der Kredite werden zurückgezahlt", berichtet Thiemann.