Muhammad Yunus hat es geschafft: Mit seinem System der Mikrokredite hat der Friedensnobelpreisträger des Jahres 2006 gezeigt, dass es nur gute Geschäftsideen braucht, um die Wirtschaft in den ärmsten Ländern anzukurbeln. Nun hat er in seinem neuen Buch ein Konzept vorgestellt, mit der jeder zum Helfer werden kann. Es gibt nur eine Bedingung.
Gewinn darf es nicht geben. Und damit natürlich auch keine Dividenden. Das sind die Bedingungen, da lässt Muhammad Yunus nicht mit sich reden. Schließlich hasst er nichts mehr als den Gedanken, dass Firmen "auf Kosten der Armen Profit zu machen". "Social Business" heißt sein neues Buch, das wie schon der Besteller "Die Armut besiegen" viel erreichen könnte. Yunus stellt in "Social Business" ein Geschäftsmodell vor, dass dem Zeitgeist entgegenkommt.
Was genau ein Social Business ist, erklärt sich am besten daraus, was es nicht ist: Die Unternehmensform arbeitet nicht gewinnorientiert, ist aber auch keine gemeinnützige Organisation. Das Ziel einer so geführten Firma ist, "ein soziales Problem durch wirtschaftliches Handeln zu lösen", wie Yunus schreibt. Beispiele dafür gibt es bereits einige. Mal sind es Ableger von Großkonzernen wie Danone, Veolia, BASF oder Intel, mal kleine Gründungen.
Ein Social Business hat auch nichts mit Corporate Social Responsibility (CSR) zu tun. Hier wird ein kleiner Teil des Unternehmensgewinns für wohltätige Zwecke gespendet. Ein Social Business nutzt seine Ressourcen "zu 100 Prozent für soziale Zwecke". Zudem dient CSR häufig der Imagepflege.
Yunus will Geschäftsleute ansprechen, die sich nicht dem ewigen Wachstum verpflichtet fühlen und statt persönlichem Erfolg eher das Gefühl suchen, etwas wirklich Positives zu bewirken. Der Friedensnobelpreisträger von 2006 beweist erneut, dass er weder ein Träumer noch ein realitätsferner Professor ist, sondern ein Pragmat. Auf gut 250 Seiten gibt er detailgetreue Hilfestellung, wie man ein Social Business gründet und worauf es ankommt. Da geht es um die Gründung, Rechtsformen und natürlich die
Finanzierung.
Ungeduldig dürfe man bei dieser Unternehmensform nicht sein - und auch nicht gleich in zu großen Kategorien denken: "Wer klein anfängt, kann zügig loslegen" und rasch aus seinen Fehlern lernen. Die Erfahrung haben ihm gezeigt, dass dieses Prinzip in solch schwierigen Märkten mit Abstand am effektivsten ist. Kaum ein Projekt hat gleich von Beginn an funktioniert. Kaum eines sei aber auch gescheitert.
Yunus ist dabei, eine Struktur rund um solche Unternehmen zu bauen. Dazu gehören wissenschaftliche Studiengänge, die es zum Teil schon gibt. Er spricht von einem "Social Business MBA". Zudem brauche es "eine Reihe von Investmentfonds". Diese Fonds sollen unter anderem neu gegründete Social Businesses beobachten und ihre Effektivität bewerten, so dass Fondsmittel in die aussichtsreichsten neuen Unternehmungen fließen können.
Yunus hofft, dass Social Busniess in den kommenden Jahren wachsen wird und eine "Parallelwelt" bildet zu gewinnorientierten Unternehmen. Dafür erscheint es ihm "unvermeidlich", dass ein paralleler Aktienmarkt entsteht, der sich dem Einwerben von Investitionskapital widmet. Der Wert einer Aktien würde dann nicht mehr nach der Gewinnerwartung bemessen, sondern am sozialen Nutzen. Die Idee führt Yunus zwar detailliert aus, sie überzeugt aber nicht ganz so sehr wie alle anderen in seinem Buch.
"Social Business" ist ein hochgradig lesenwertes Buch, natürlich nicht frei von Idealismus, aber voll von realistischen Gedanken für eine bessere Welt. Der deutsche Bezug ist durchaus vorhanden, nicht zuletzt wegen Beispielen wie BASF oder Adidas. Die Armen der Welt wären froh, wenn sich viele Manager von Muhammad Yunus inspirieren lassen würden.
Mehr zum finden Sie auf der Internetseite
www.grameencl.com
Bibliographie:
Muhammad Yunus
Social Business. Von der Vision zur Tat
Carl Hanser Verlag, München 2010
274 Seiten
http://www.handelsblatt.com/unternehmen/strategie/social-bus…